So kannst du einen Holzschnitt selber machen: Holzschnitt-Anleitung
- Kaltes Kreuz
- 13. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Aug.
Vor etwas über einem Jahr habe ich einen Workshop im Brücke-Museum belegt. Dort habe ich in einer kalten Werkstatt meine ersten Berührungspunkte mit dem Holzschnitt gehabt.
Jetzt möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen an dich weitergeben. Wenn du dir schon immer die Frage gestellt hast, wie man einen Holzschnitt macht, möchte ich dir dabei unterstützend zur Seite stehen.
Du findest hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die sich von der Vorbereitung über die Durchführung bis hin zur Pflege deiner Holzschnitte erstreckt und die wichtigsten Fragen beantwortet, die mich anfangs zum Grübeln gebracht haben.
Wenn du dich außerdem dafür interessierst, wie Holzschnitte auch farbig gestaltet werden können, findest du hier eine ausführliche Erklärung dazu.

Was brauche ich für einen Holzschnitt?
Hier habe ich dir alle Utensilien aufgelistet, die du für den Druck benötigst. Für detaillierte Informationen, habe ich dir diese in den Absätzen darunter aufgeführt:
Druckpapier
Holzblock
Holzschnittwerkzeuge
Schleifstein
Bleistift
Radiergummi
Druckutensilien
Glasscheibe (oder eine andere glatte Oberfläche)
Druckwalze
Linoldruckfarbe
Welches Papier brauche ich?
Anfangs habe ich viel davon gelesen, dass Japanpapier optimal für den Druck sein soll. Nachdem ich es gekauft habe, musste ich feststellen, dass mir das Papier aber nicht gefällt. Weder die Fähigkeit, Farbe aufzunehmen, noch die Haptik des Papiers haben mich überzeugt.
Stattdessen drucke ich auf 120 GSM-Papier von Boesner. Es erzeugt schönere Druckergebnisse, fühlt sich hochwertiger an und kostet nur ein Zehntel des Preises des Japanpapiers.
Für deinen ersten Druck kannst du aber jedes Blatt Papier nehmen, das dir zur Verfügung steht.
Welches Holz eignet sich für den Holzschnitt?
Der Druckstock ist der Holzblock, in den du dein Motiv schnitzt. Ich selbst war besonders an diesem Punkt anfangs sehr überfordert, denn dir stehen viele Holzarten mit unterschiedlichen Eigenschaften zur Auswahl.

Persönlich verwende ich Fichtenholz, da es günstig und überall erhältlich ist. Am einfachsten machst du es dir, wenn du das Holz aus dem Baumarkt holst.

Möchtest du einfach anfangen, sollte in der Regel jedes dir zur Verfügung stehende Holz funktionieren. Achte nur bei der Auswahl des Holzes auf eine ebene Oberfläche mit wenigen bis keinen Astansätzen oder Astlöchern, da diese die Bearbeitung erschweren.
Welche Werkzeuge brauche ich für den Holzschnitt?

Wie bei dem Holz ist auch hier die Auswahl riesig. Durch meinen Kurs im Brücke-Museum wusste ich bereits, mit welchen Werkzeugen ich gut arbeiten kann. Oft werden die Werkzeuge auch in Sets angeboten. Ich habe mir ein fünfteiliges Set geholt, das ich bis heute nutze.
Meine Empfehlung an dich: Kaufe keine größeren Sets. Weniger ist mehr und erleichtert dir die Arbeit. Ich nutze selbst von meinem fünfteiligen Set nur drei Werkzeuge.
Kannst du auf dem Bild erkennen, welche?
Für den Holzschnitt empfehle ich dir die folgenden Werkzeuge:
Schrägeisen 9 mm
V-Eisen 3 mm
Hohleisen Stich 9 / 9 mm
Flacheisen 6 mm
HohleisenS tich 8 / 3 mm
Die Werkzeuge in genannter Reihenfolge von links nach rechts:

Muss ich meine Werkzeuge schärfen?

Dass die Werkzeuge irgendwann stumpf werden, ist mir erst aufgefallen, als ich mit meinem dritten Holzschnitt anfangen wollte. Seitdem habe ich einen Schleifstein, der meine Werkzeuge scharf hält.
Scharfe Werkzeuge erleichtern dir nicht nur die Arbeit, sie senken auch das Verletzungsrisiko. Klingt paradox, aber mit einem stumpfen Werkzeug musst du mehr Kraft aufbringen und wirst dabei häufig unvorsichtiger. Als Konsequenz habe ich mir das Werkzeug schon öfter in den Finger gerammt. Das tut nicht nur weh, sondern unterbricht dich auch in der Arbeit.
Aktuell benutze ich ausschließlich einen Schleifstein mit einer 1000er-Körnung. Diesen würde ich dir auch empfehlen.
Schleifsteine unterscheiden sich durch ihre Körnung. Eine niedrige Körnungszahl (beispielsweise 300) beschreibt einen groben Schleifstein. Je gröber die Körnung, desto mehr Material verliert dein Werkzeug beim Schleifen. Je höher die Körnungszahl ist, desto feiner schärfst du dein Werkzeug.
Grundsätzlich wird empfohlen, sich von niedriger zu höherer Körnung durchzuschleifen. Ich habe aber festgestellt, dass meine Werkzeuge so schlechter schneiden, als wenn ich sie nur mit einem Stein schleife.
Was brauche ich für einen Holzschnitt-Druck?

Damit du das Druckmotiv auf das Papier bekommen kannst, benötigst du ein paar Utensilien.
Das erste ist die Druckfarbe. Ich benutze Linoldruckfarbe, die ich, wie das Druckpapier, von Boesner habe. Alternativ kannst du sie aber auch über den Onlinehandel beziehen.
Um die Farbe auf den Druckstock zu bekommen, brauchst du eine glatte Unterlage und eine Druckwalze.
Die Unterlage dient dazu, die Farbe zunächst darauf aufzutragen und anschließend mit der Druckwalze zu verteilen, sodass sich die Druckfarbe gleichmäßig auf der Walze verteilt und du damit den Druckstock benetzen kannst.
Wie mache ich einen Holzschnitt?
Der Holzschnitt besteht aus mehreren Schritten. Hier habe ich dir alle Schritte aufgeführt, die zwischen dir und deinem ersten selbstgemachten Holzschnitt-Druck stehen.
Skizze auf den Holzblock zeichnen
Für den Anfang rate ich dir, das Motiv auf den Druckstock zu zeichnen. Du solltest dabei darauf achten, dass du die Maserung des Holzes berücksichtigst. Trage deine Skizze so auf, dass du mit der Maserung des Holzes schnitzt und nicht dagegen.

Dabei funktioniert der Holzstock wie ein Stempel. Das bedeutet, dass das Motiv beim Drucken spiegelverkehrt dargestellt wird. Wenn dir die Ausrichtung wichtig ist, zum Beispiel bei Text, musst du das vorher bedenken.
Eine Erkenntnis aus meiner Erfahrung ist, dass ich anfangs die Druckmotive viel zu detailliert darstellen wollte.
Schnell habe ich aber gemerkt, dass ich es mir durch die grobe Maserung des Holzes und die Schwierigkeit, kleine Details mit den Werkzeugen auszuschneiden, einfacher mache, wenn ich die Zeichnung vereinfacht darstelle.
Zeichne am besten auch die Stellen schwarz, die später im Druck stehen bleiben sollen. Dann kannst du dich darauf konzentrieren, nur die Bereiche abzutragen, die nicht eingefärbt wurden.
Den Druckstock anfangen zu schnitzen
Jetzt geht es los. In diesem Schritt entsteht dein Druckmotiv. Aber bevor du mit dem Schnitzen loslegst, solltest du sicherstellen, dass deine Werkzeuge scharf sind. Falls du ein neues Set gekauft hast, sind sie meist schon einsatzbereit.
Du merkst schnell, ob deine Werkzeuge scharf genug sind. Du wirst auch spüren, wie anstrengend und unsauber die Schnitte werden, wenn du gegen die Holzmaserung arbeitest. Deshalb ist die Ausrichtung der Skizze so wichtig.
Ich selbst beginne damit, die Konturen mit einem Schrägeisen (Werkzeug ganz links auf dem Detailbild oben) nachzuziehen. Dafür brauchst du Kraft, damit du tief genug ins Holz schneidest.
Ich rate dir, beim Schnitzen lieber langsam zu arbeiten. So werden deine Schnitte sauberer, du machst weniger Fehler, die sich beim Holzschnitt nicht korrigieren lassen, und es ist sicherer.
Achte außerdem darauf, dass dein Druckstock stabil auf der Unterlage liegt und sich nicht bewegt. Wenn du ihn nicht festklemmen kannst, funktioniert auch deine Hand als Fixierung.
Aber wichtig:
Schnitze immer vom Körper weg und auch weg von der Hand, die den Block hält. Sonst kann es schnell passieren, dass du dich mit dem Werkzeug stichst. Auch hier spreche ich aus Erfahrung.
Sind alle Stellen aus dem Druckstock entfernt worden, kann der nächste Schritt eingeleitet werden.
Wie kann ich einen Holzschnitt drucken?
Für deinen Abzug musst du den Druckstock mit der Farbwalze einfärben. Ich nutze dafür Linoldruckfarbe, die ich auf einer Glasscheibe verteile.
Beim Farbauftrag solltest du lieber sparsam sein, vor allem bei kleinen Motiven oder solchen, bei denen viel weggeschnitzt wurde und das Papier später größtenteils weiß bleibt.

Weniger Farbe hilft, die Walze gleichmäßig zu benetzen. Wenn du zu viel nimmst, rollt sie nicht mehr sauber, sondern rutscht nur über die Fläche. Das ist nervig, macht Dreck und führt zu schlechten Druckergebnissen. Fang also besser mit wenig Farbe an und leg bei Bedarf nach.
Danach rollst du mit der Druckwalze mehrmals über die Farbe auf der Glasplatte, bis sie gleichmäßig verteilt ist und die Walze gut benetzt ist.
Anschließend rollst du damit mehrmals über den Druckstock. Falls nicht mehr genug Farbe übertragen wird, wiederhole den Vorgang. Wenn du Linoldruckfarbe verwendest, ist es auch kein Problem, wenn etwas Farbe neben dem Druckstock landet. Diese kannst du problemlos mit einem nassen Lappen wegwischen.
Genügend Farbe hat der Druckstock, wenn die hervorstehenden Stellen gleichmäßig und deckend bedeckt sind und die Oberfläche leicht glänzt.
Das folgende Bild kann dir als Richtwert dienen:

Ich mag diesen Moment besonders, weil du hier zum ersten Mal einen Vorgeschmack auf das Endergebnis bekommst.
Wenn der Druckstock mit Farbe benetzt ist, musst du ihn nur noch mit der Druckseite ungefähr mittig auf das Blatt Papier legen.
Am besten legst du Papier und Druckstock auf den Boden. Dann kannst du dich mit deinem ganzen Körpergewicht auf die Rückseite des Druckstocks stellen.
Beim Druck zählt es, dein Körpergewicht möglichst stark einzusetzen.
Nachdem du auf dem Druckstock gestanden hast, sollte das Papier daran haften. Nimm beides und drehe es vorsichtig um, sodass der Druckstock nun auf dem Boden liegt und die Rückseite des Papier zu dir zeigt.
So sollte der Druckstock vor dir liegen:

Dann geht der Druck erst richtig los. Ich empfehle dir, mit einem schweren, flächigen Gegenstand, ich benutze meinen Schleifstein, über das Papier auf dem Druckstock zu reiben. Achte auch hier darauf, dass der Druckstock gut fixiert ist.
Durch diesen Schritt drückst du das Papier noch stärker an den Druckstock. Je mehr Kraft du dabei aufwendest, desto deckender wird der Abdruck. Nimm dir hier ruhig Zeit.
Jetzt musst du nur noch das Papier vom Druckstock abziehen. Das ist der magische Moment, deine ganze Arbeit führt genau hierhin.
Ziehe das Blatt am besten langsam ab. Es kann sein, dass der Druck noch nicht ganz deckend ist und du ein zweites Mal drucken möchtest. Deshalb ziehe vorsichtig und schau dir das Ergebnis genau an, wie das folgende Bild zeigt:

Wenn du nicht zufrieden bist, kannst du das Blatt einfach zurückfallen lassen.
Passt es aber bei dir, dann ziehe das Blatt vollständig ab. Die Farbe auf dem Druck ist jetzt noch leicht feucht, daher solltest du den Abdruck kurz zum Trocknen auslegen. Das kannst du machen, während du ihn bewunderst.

Was muss ich nach dem Druck beachten?
Du solltest deinen Druckstock regelmäßig sauber machen, wenn du auch in Zukunft weitere Abzüge von ihm machen möchtest.
Über längere Zeit kann die Druckfarbe auf dem Druckstock eintrocknen und dadurch das Bild verfälschen, da sie eine eigene Schicht bildet und vor allem kleine Details verdecken kann.
Linoldruckfarbe lässt sich aber leicht unter laufendem Wasser vom Druckstock abwaschen. Danach lässt du ihn am besten natürlich trocknen.
Auf jeden Fall solltest du auch die Unterlage reinigen, auf der du die Farbe mit der Druckwalze verteilt hast. Ich werde selbst immer wieder daran erinnert, wenn ich alte Farbreste auf dem Druckstock finde.
Geschafft, du kannst einen Holzschnitt selber machen!
Du hast jetzt deinen ersten Holzschnitt erfolgreich hinter dir. Jetzt hast du gelernt, wie du einen Holzschnitt selber machen kannst. Wenn du deine Arbeit zeigen möchtest, kannst du sie gerne über das Kontakt-Formular teilen. Ich würde mich freuen.
Bleib dran und lass dich nicht entmutigen. Es wird sich lohnen!
Wenn du an meinen Arbeiten interessiert bist, kannst du hier einen Blick auf diese werfen.
Wenn du wissen willst, worauf ich meine Holzschnitt-Motive sonst noch drucke, kannst du in diesem Beitrag mehr erfahren.
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