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Analog Fotografieren: Anleitung für Anfänger

  • Autorenbild: Kaltes Kreuz
    Kaltes Kreuz
  • 28. Juni
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Aug.

Vielleicht erinnerst du dich an den Moment, als deine Eltern ein altes Fotoalbum mit analogen Bildern hervorgeholt und es gemeinsam mit dir durchgeblättert haben. Die Bilder darin zeigten eine Zeit, die sich ganz anders anfühlte als die Welt, die du kennst. Alles wirkt nostalgisch, obwohl du damals vielleicht noch gar nicht geboren warst. Und dieses Gefühl entsteht nicht nur durch den Charakter der analogen Fotos, sondern auch, weil diese Bilder physisch sind. Sie lagen jahrelang in einer Mappe, nicht zwischen Screenshots und Alltagsbildern auf einem Handy. Du konntest sie anfassen, spüren, darin blättern, statt sie durch einen Bildschirm zu betrachten.


Möglicherweise war es genau dieser Moment, der in dir den Wunsch ausgelöst hat, mit der analogen Fotografie anzufangen. Und wenn du dir jetzt Fragen stellst wie: Welche analoge Kamera ist für den Anfang gut? Wie viel kostet das alles? Welchen Film soll ich für meine analoge Kameras kaufen?, dann möchte ich dir den Einstieg so leicht wie möglich machen.


In diesem Beitrag bekommst du keine technische Vollanleitung, aber einen ehrlichen Überblick über alles, was du für den Anfang wissen solltest. Einschließlich einer realistischen Kostenübersicht anhand eines konkreten Kameramodells.


Warum analog fotografieren?

Der größte Unterschied zur digitalen Fotografie ist der Umgang mit dem Bild. Du kannst es nicht sofort sehen und bist meistens auf 36 Bilder begrenzt. Warum sollte man sich also freiwillig einschränken?



Analoge Fotografie eines Mädchens, welches in ihr Tagebucht schreibt, daneben eine Flasche Wein
Mädchen schreibt in Tagebuch

Wirkung der analogen Bilder

Das wohl stärkste Argument ist das Gefühl der Bilder. Sie lösen etwas anderes in uns aus, was kein Handybild reproduzieren kann. Es sind keine polierten, kantenscharfen und spiegelglatten Darstellungen. Die Bildqualität ist hier nicht das Hauptargument. Ganz im Gegenteil. Es sind die Imperfektionen, die Körnung und Lichtflecken, die das Bild mit einem Hauch von Nostalgie und Sehnsucht überziehen.


Analoge Bilder scheinen den Moment wirklich festzuhalten. Etwas, das kein digital aufgenommenes Bild schaffen kann. Das bezeugen auch zahlreiche Apps und Programme, die versuchen, der digitalen Fotografie einen analogen Filter aufzulegen. Das Ergebnis ist nie das Gleiche und ich stelle mir da die Frage, warum nicht gleich analog fotografieren.


Analoge Fotografie als Entschleunigung

Analog fotografieren bedeutet, warten zu müssen. Du kannst deine Bilder erst sehen, wenn der Film voll ist. Das steht besonders im Kontrast zu unserem Zeitgeist. Das Ergebnis bekommst du erst ganz zum Schluss. Auch nachdem du das letzte Bild gemacht hast, musst du den Film noch entwickeln lassen, was zusätzlich ein paar Tage dauern kann. Du wirst lernen, auf das Ergebnis warten zu können. Aber Vorfreude ist bekanntermaßen die schönste.


Auch die Art und Weise, wie du Bilder machst, ändert sich. Du löst den Auslöser vermutlich bedachter als zuvor. Sie schärft deine Aufmerksamkeit, lädt dich ein, langsamer und bewusster zu agieren. Sie passt zu einer Haltung, die nicht nach Effizienz, sondern nach künstlerischem Ausdruck sucht.


Welche analoge Kamera für Anfänger?

Grundsätzlich gibt es unzählige analoge Kameras für den Start. Immer da, wo die Auswahl groß ist, fällt es schwer, die passende Entscheidung zu treffen, und die Fragen häufen sich.



canon sure shot 60 zoom auf tisch
Canon Sure Shot 60 Zoom

Für den Anfang würde ich dir eine Point-and-Shoot-Kamera empfehlen. Damit habe ich persönlich auch angefangen. Das Modell, mit dem ich gestartet habe und teilweise heute noch fotografiere, ist die Canon Sure Shot 60 Zoom. Ich habe sie für 30 Euro bei Kleinanzeigen gefunden. Auch 2025 bekommst du dieses Modell noch für 50 bis 60 Euro in gutem Zustand. Einen aktuellen Link zu Angeboten auf eBay habe ich dir hier hinterlegt.


Der Vorteil einer Point-and-Shoot-Kamera für Anfänger ist, wie der Name schon andeutet, dass du die Kamera nur auf das Motiv halten und den Auslöser betätigen musst. Die Kamera macht alles automatisch. Das gibt dir die Leichtigkeit, einfach nur die Motive zu finden und sie zu fotografieren. Über Blende und Verschlusszeit musst du dir keine Gedanken machen. Ideal für den Einstieg in die analoge Fotografie.


Die richtigen Batterien

Zusätzlich brauchst du passende Batterien, bei der Canon Sure Shot 60 Zoom zum Beispiel die CR123A-Batterien, die etwa 5 Euro kosten.


Wenn du ein anderes Kameramodell nutzt, achte darauf, welche Batterie dafür nötig ist. Das lässt sich schnell online herausfinden.


Welcher Film für die analoge Kamera?

Neben der Kamera brauchst du, wie vorhin erwähnt, auch einen Film. Obwohl diese schon älter sind, gibt es immer noch viele verschiedene Anbieter. Das kann die Auswahl am Anfang etwas unübersichtlich machen.


Wichtig ist, dass du auf das passende Filmformat für deine Kamera achtest. Die meisten Point-and-Shoot-Kameras verwenden 35-mm-Film.


Ich würde dir den Kodak Gold 200 empfehlen. Dieser Film ist leicht zu bekommen, du findest ihn in fast allen Drogerien oder Fotoläden. Er kostet etwa 10 Euro pro Film und ermöglicht es dir 36 Bilder zu machen.


Und falls du dich fragst, wofür die 200 steht: Die Zahl bezeichnet die Lichtempfindlichkeit des Films, auch ISO genannt. 200 ist ein guter Mittelwert für den Einstieg und funktioniert draußen bei Tageslicht sehr gut.

Wenn du häufiger bei schlechterem Licht fotografierst, beispielsweise am Abend oder drinnen, kann ein ISO-400-Film für dich sinnvoller sein. Er ist etwas lichtempfindlicher und liefert in solchen Situationen bessere Ergebnisse.


Wie viel kostet es, analoge Bilder zu entwickeln?

Wenn du deinen ersten Film komplett vollgeschossen hast, kommt der Moment, auf den du wahrscheinlich die ganze Zeit gewartet hast. Du willst endlich sehen, wie die Bilder geworden sind. Vielleicht erinnerst du dich sogar nicht mehr genau, was du alles fotografiert hast, vor allem, wenn zwischen dem ersten und dem letzten Bild mehrere Wochen lagen. Genau das macht es auch für mich immer wieder spannend. Es fühlt sich ein bisschen wie eine Zeitreise an, wenn du die Ergebnisse zum ersten Mal siehst.


Ich bezahle hier 8 Euro, wenn ich den Film nur digitalisieren lasse, und insgesamt 15 Euro, wenn ich die Bilder zusätzlich ausgedruckten lasse. Für mich ist das ein guter Richtwert, mit dem du am Anfang rechnen kannst.


Was kostet analog Fotografieren?

Wenn du all diese Punkte berücksichtigst, sind das die gesamten Kosten, die beim Einstieg in die analoge Fotografie auf dich zukommen.


Wenn wir alles zusammenzählen, also Kamera, Batterien, Film und Entwicklung inklusive Ausdruck, kommst du auf einen grob geschätzten Gesamtbetrag von etwa 90 Euro.


Das finde ich persönlich fair, um einer neuen Sache eine echte Chance zu geben. Einer Sache, die nicht nur als künstlerisches Ausdrucksmittel funktioniert, sondern dir auch einen entschleunigten Umgang mit Zeit, Bild und der eigenen Lebenseinstellung ermöglicht.


Warum sich analog fotografieren lohnt

Denn du lernst dabei nicht nur, bewusster zu fotografieren, sondern auch, auf ein Ergebnis zu warten, etwas, das in unserer schnelllebigen Welt selten geworden ist. Analog fotografieren bringt dich dazu, den Moment achtsamer zu erleben. Du wirst genauer hinsehen, bevor du den Auslöser drückst. Und wenn du den entwickelten Film endlich in den Händen hältst, ist das nicht einfach nur ein Ordner voller Bilder, sondern deine persönliche Arbeit und Erinnerungen.



Fotowand mit vielen ausgedruckten analogen Bildern
Fotowand mit ausgedruckten Bildern

Du führst damit auch ganz nebenbei eine schöne Tradition weiter. Die der Fotoalben und gedruckten Bilder, wie sie deine Eltern oder Großeltern noch gepflegt haben. Nur dass du es jetzt bist, der beginnt, Geschichten festzuhalten. Vielleicht hängen deine Bilder bald an einer Wand oder werden selbst Teil eines Albums, das du eines Tages weitergibst.


Ich habe dir hier eine konkrete Möglichkeit gezeigt, wie du einfach und ohne Umwege mit dem analogen Fotografieren starten kannst. Mit der Canon Sure Shot 60 Zoom bekommst du eine zuverlässige Kamera für den Einstieg. Du brauchst kein technisches Vorwissen. Nur deine Kamera, einen Film und die Lust, rauszugehen und zu entdecken. Alles andere ergibt sich mit der Zeit von selbst.


Analog fotografieren: Tipps für Anfänger

Bevor du losgehst, möchte ich dir noch ein paar Tipps mitgeben. Es sind Gedanken, die dir besonders bei deinen ersten Fotosessions durch den Kopf gehen werden. So war es jedenfalls bei mir. Wenn du dir darüber bewusst wirst, kannst du von Anfang an entspannter und klarer fotografieren.


Vergiss die Perfektion

Nur weil ein Film begrenzt ist, heißt das nicht, dass du jedes Bild ewig überdenken musst. Vor allem am Anfang ist es wichtig, einfach zu fotografieren. Ich kenne das selbst, ich überlege oft zu lange. Aber nur wenn du viele Bilder machst, findest du heraus, welche Motive dich wirklich interessieren. Jedes Bild, bei dem du zögerst, ist eine Chance, deinen eigenen Stil zu entdecken. Es geht nicht darum, dir vorher zu überlegen, wie dein Stil aussehen soll. Du findest ihn in deiner Arbeit, Bild für Bild. Also mach das Bild, und entscheide erst später, ob es dir gefällt.


Trau dich das Foto zu machen

Am Anfang bist du oft selbst die größte Hürde. Du wirst Situationen erleben, in denen du unsicher bist, ob du abdrücken solltest. Besonders, wenn Menschen in der Nähe sind oder du sie direkt fotografieren willst. Vielleicht fragst du dich, was andere gerade über dich denken oder ob du überhaupt gut genug fotografierst. Lass dich davon nicht verunsichern. Diese Gedanken gehören dazu und werden mit der Zeit leiser. Je öfter du rausgehst und fotografierst, desto selbstverständlicher wird es für dich.


Sei nah am Motiv

Ich finde, Bilder wirken am stärksten, wenn sie aus der Nähe aufgenommen werden. Viele Kameras haben keinen starken Zoom, und genau das ist oft ein Vorteil. Wenn du dein Motiv wirklich zeigen willst, braucht es Präsenz im Bild. Ich versuche, mein Motiv so zu isolieren, dass der Blick direkt dorthin gelenkt wird. Dafür muss ich meistens nah dran sein. Natürlich hängt das immer vom Motiv ab, aber als Grundregel hilft es, sich daran zu gewöhnen, aus der Nähe zu fotografieren. Weiter weg gehen kannst du immer noch.


Keine Angst vor Konfrontation

Ich bin kein Freund davon, vor dem Fotografieren um Erlaubnis zu fragen, weil das für mich oft die Echtheit des Moments verändert. Wenn du ähnlich denkst, musst du aber bereit sein, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, falls sie auf dich zukommen. Bleib ehrlich und erklär ruhig, was du machst. Die meisten Menschen sind einfach neugierig und wollen dir nichts Böses. In vielen Fällen ist es ihnen sogar egal, dass du das Foto gemacht hast und sie laufen einfach an dir vorbei.


Ich hoffe die hat der Einstieg weitergeholfen. Wenn du sehen willst, wie meine eigenen analogen Fotos aussehen oder einfach ein bisschen Inspiration suchst, kannst du dir hier meine Arbeiten hier anschauen.



 
 
 

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